Ortwin Meiss referierte auf dem Resilienz Kongress über die Einflussfaktoren auf Krankheit und Gesundheit.
Bewusstsein und Unbewusstsein
Wodurch entsteht ein Burnout. Ortwin Meiss sagt ganz klar, dass man da schon eine Menge emotionale Minusgeschäfte machen muss, damit die Verweigerung eines Burnouts entsteht. Verweigerung, da der Körper seine Arbeit verweigert. Der Depressive Patient hat den Eindruck: “Egal was ich tue, es bringt ja doch wieder nichts.” Er verfällt in eine Paralyse. Gerade depressive Patienten haben den Eindruck, dass sie nur dann einen Wert haben, wenn etwas sie für andere tut. Nur dann fühlen sie sich wahrgenommen. Eigene Bedürfnisse ignorieren sie häufig, sie bemerken sie nicht einmal mehr bewusst, geschweige denn, dass sie sie befriedigen.
Wie kommt man wieder raus aus dem Burnout und der Depression? In dem Moment, in dem ich den Eindruck habe, dass das was ich tue, etwas bewirkt, habe ich wieder viel Energie. Daher geht es nach einem Burnout nicht nur darum, wieder zu funktionieren, sondern darum, Zufriedenheit wiederzugewinnen. Im Heilungsprozess lernt der Erkrankte, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, darauf einzugehen und die Selbstwirksamkeit zu steigern.
Für den einzelnen ist dieser Prozess unterschiedlich schwierig und aufwendig. Da man plötzlich die eigenen Bedürfnisse leben möchte, muss sich auch das soziale Umfeld mit der “neuen” Person auseinandersetzen. Manchmal kommt es zu recht aggressive Rückmeldungen, nach dem Motto: “So, jetzt bekommst Du das zurück, was das mit uns gemacht hat.”
Ebenen des Erschöpfungsburnouts
Die verschiedenen Ebenen des Erschöpfungsburnouts sind zunächst einmal körperliche Erschöpfung. Katatones Dasitzen – nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr sagen wollen. Wenn man darauf eingeht, geht dieser Zustand in Minuten vorüber. Wenn man sich dagegen wehrt kann es mitunter Tage dauern, diese Phase zu überwinden. Der Körper wird in unserer Umwelt häufig ignoriert. Das ist ein fatales Misskonzept. Unsere sehr Kopflastige Gesellschaft leugnet häufig das Zusammenspiel zwischen Körper und Befindlichkeit.
Fordere dich heraus – aber überfordere dich nicht
Resilienz steigert die Gesundheit, da sie mir hilft, mich nicht in mein Schneckenhaus zurückzuziehen, sondern Herausforderungen aktiv anzugehen. Das Prinzip “if you don’t use it, you loose it” (=wenn du es nicht nutzt, verlierst du es) gilt auch hier. Man sollte, egal in welchem Alter, Belasten suchen, aber die eigenen Grenzen nicht überschreiten. Um gesund zu bleiben, brauchen wir immer wieder neue Herausforderungen für Körper und Geist.
Fortbildungen können sinnvoll sein, um den Geist herauszufordern. Sportliche Aktivitäten im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen, den Körper fit zu halten. Unterforderung lässt uns Fähigkeiten verlieren, aber Überlastung schadet genauso. Sportbedingte Verletzungen gilt es ebenso zu vermeiden wie Burn-Out. Es ist ausschlaggebend in den verschiedenen Bereichen die richtige Balance zu finden.
Während der Corona-Pandemie haben sich manche in ihren eigenen vier Wänden verbarrikadiert. Andere hingegen haben etwas Neues begonnen, z.B. Online-Fortbildungen gemacht oder eine neue Sportart ausprobiert. Ortwin Meiss berichtet davon, dass er begonnen hat Fahrrad zu fahren und Fortbildungen seiner Beratungsfirma online anzubieten. Viele Menschen sind während der Pandemie einfach spazieren gegangen.
Sport, der moderat aber regelmäßig ausgeführt wird, nützt nicht nur dem Körper. Auch die Seele tankt auf. Für sie ist Sport ein Anti-Depressivum. In einem gewissen Rahmen wirkt Sport nachweislich genauso gut wie Medikamente.
Egal ob Corona-Krise oder Herausforderungen des Alltags, draußen sind nur Reize. Wie wir diese Reize wahrnehmen und bewerten, ist unsere eigene Entscheidung. Wenn ich unrealistisch hohe Erwartungen an die Umwelt und meinen Körper habe, bin ich von vornherein zum Scheitern verurteilt. Einer Enttäuschung liegt immer erstmal eine Täuschung zugrunde, sonst könnte ich ja nicht Ent-Täuscht werden. Daher ist es wichtig zunächst einmal realistische Erwartungen zu bilden. Die folgenden Tipps können dabei helfen:
Tipps
- Es gibt immer mehr Möglichkeiten, als die die du siehst. Mach die Augen auf und nimm dir etwas vor, worauf du dich freust!
- Mach das, worüber du dich identifizierst!
- Nimm das Steuer in die Hand, setz dich auf den Fahrersitz deines Lebens!
- Nimm die Rückmeldungen deines Körpers (über Über- aber auch Unterforderung) ernst!
- Guck, dass die Beziehungen stimmen!