Resilienz im Gebet

Prof. Dr. Judith Gärtner geht als Theologin Resilienz von der biblischen Perspektive an. Sie versteht Resilienz im Zusammenhang mit Krisen. Resilienz ist etwas, das erst in der Krise sichtbar wird und sich teilweise auch erst in der Krise ausbildet. Wer in einer existentiellen Krise Resilienz entwickeln möchte, muss sich zu der Krise äußern, oder sie in Bilder fassen. In der Bibel werden solche tiefen Sinnkrisen und die zu ihnen gehörigen Äußerungen beschrieben.

Kontextuelle Rahmenbedingungen

Resilienz ist nicht eine Ressource, die immer zur Verfügung steht und die in einer bestimmten Situation abgerufen werden kann. Ich habe zwar Ressourcen, die meine Resilienz beeinflussen. Diese hängen jedoch an meiner sozio-kulturellen Einbindung und sind nicht davon loszulösen. Krisen sind ein Prozess. Heute habe ich einen Blick auf die Krise, in einem Jahr einen anderen. Erst wenn die Krise in die Lebensgeschichte integriert wurde, ist sie zum Teil der Lebensgeschichte geworden.

Die Krise lässt sich dabei als Ringen mit dem Destruktiven, oder Aushalten von Ambivalenzen und Hoffnung beschreiben. Diese drei Elemente sind in ihrem Zusammenspiel etwas, das Resilienz ausmacht. Es gibt aktive Elemente in Form der Antwort auf die Frage: Was mache ich, um die Krise zu überwinden? Aber es gibt genauso auch passive Elemente, wie die folgenden Fragen verdeutlichen: Wie entsteht Hoffnung? Wie entsteht Optimismus? Wie entstehen persönliche Haltungen? Wie entsteht mein Glaube? Diese Faktoren entstehen in einem Mittelfeld zwischen aktiv und passiv, dem sogenannten Medio-Passiven. Wenn ich ins Gebet trete, entscheide ich mich aktiv, abzugeben – also in die Passivität zu gehen. Deswegen ist Gebet eine Haltung, die das medio-passive Element anspricht.

Ein Resilienz-Narrativ ist für Prof. Dr. Gärtner verbunden mit einer bestimmten Literaturgattung. In den letzten Jahren hat standen Fragen nach dem Rahmen von Kommunikationsprozessen im Mittelpunkt der Forschung. Dieses Funktionale von Kommunikationsprozessen fragt, wie sie individuelle und kollektive Narrativität stiften können. Wie sie entstehen, wie Kohärenz entsteht, wie sie ermöglichen, Wirklichkeitserfahrungen zur Sprache zu bringen. Das Narrativ ist das Endprodukt. Interesse der Forschung ist es aber, wie es dahin kommt. Um den Prozess hin zu den resilienzrelevanten Narrativen nachzuvollziehen.

Hoffnung im Gebet

Die Klage enthält die Abgründe der Krise. Wird diese Klage in ein Gebet gefasst, richtet sie sich an den biblischen Gott. Damit bieten sie ein literarisches und damit bereits reflektiertes Beispiel von Krisenbewältigungsstrategien. Sie beschreiben paradigmatisch verdichtet ein Spannungsfeld von Aushalten und Gestalten von Ohnmachtserfahrungen. Sie spiegeln ein Kommunikationssituation akuter Not. Der Beter wendet sich hilfesuchend an Gott.

Inhaltlich bieten die Klagen viele Metaphern. Ein Reservoire an Bilder, Metaphern, Ausdrucksformen für existentielle Krisenerfahrungen. Damit bieten sie eine Möglichkeit, die Sinnlosigkeit des Erlebten zur Sprache zu bringen. Ausgangspunkt ist der Verlust der bisher tragenden, sinnstiftenden Lebenskoordinaten. Das kann körperliche, psychische oder soziale Not sein. Durch diesen erlebten Verlust der Lebenskoordinaten erfährt der Betroffene bis heute Ausgrenzung und Abgeschnitten sein vom Leben.

Todesverständnis

Tod wird nicht als physischer Tod verstanden. Sondern es ist ein Bereich des Nichtlebendigen und Lebensverneinenden, so wie Krankheit oder soziale Isolation gefasst.

Menschenbild

Das Menschenbild denkt immer in Relation. Der alttestamentliche Mensch definiert sich nie autonom, sondern immer “in Beziehung zu”. In Beziehung zu seiner Umwelt, zu sich selbst, aber auch zu Gott. Dies ist auch für uns heute entscheidend und lehrreich. Da Bewältigungsstrategien auch heute mit Halt in der Gemeinschaft verknüpft sind. Man konnte damals nicht überleben ohne Gemeinschaft und das ist auch heute so. Nicht der Einzelne als Subjekt, sondern als Teil der Gemeinschaft verliert mit der Gemeinschaft sein Leben.

Ziel der Klage ist durch das Aussprechen dieser Isolation vor Gott eine Resozialisation in die Gemeinschaft. Durch das literarisierende Element entsteht eine Distanz zu

 

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