Resilienz und Persönlichkeitsentwicklung

Eva Asselmann, Professorin für differentielle und Persönlichkeitspsychologie, arbeitet an der Schnittstelle zwischen der mentaler Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung. Fragen in ihrer Forschung sind: Wie verändert sich in Krisensituationen unsere Persönlichkeit? Welche Rolle spielt unsere Persönlichkeit dafür, wie wir mit Schicksalsschlägen umgehen? Wie können wir die Resilienz stärken?

Was beeinflusst uns?

Eva Asselmann arbeitet an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Der Begriff Persönlichkeit bezieht sich aus wissenschaftlicher Sicht auf alle psychologischen Merkmale, in denen Menschen sich voneinander unterscheiden können. Dies sind Grundzüge der Persönlichkeit, die diese Unterschiede gut beschreiben, werden in den sogenannten “Big Five” zusammengefasst:

  • Offenheit für Erfahrungen => offene Menschen sind sehr interessiert, offen für Neues
  • Extraversion => extrovertierte Menschen gehen gerne unter Leute und sind in der Regel auch gut gelaunt
  • Verträglichkeit => verträgliche Menschen legen Wert darauf, mit anderen Menschen gut auszukommen und vermeiden eher Streit und Konflikte
  • Gewissenhaftigkeit => ordentlich, akkurat, pünktlich, fleißig
  • emotionale Stabilität => emotional stabile Menschen können gut mit Stress umgehen und bewahren eher die Ruhe, wenn es mal turbulent zugeht.

Darüber hinaus gibt es Motive und Werte, bzw. Leistungsmerkmale wie Kreativität, soziale und emotionale Kompetenzen, Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeitserwartung.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Blick der Psychologie gewandelt. Weg von psychischen Störungen und Krankheiten, blickt man heute hin zu dem gesunden Menschen. Resilienz galt früher als starr, also unveränderbar. Entweder man war resilient oder eben nicht. Dabei wurden die Eigenschaften robuster und widerstandsfähiger Menschen identifiziert. Mittlerweile liegt dem Resilienz-Begriff ein dynamisches Konzept zugrunde. Resilienz wird von ganz vielen Dingen beeinflusst. Da sind Umwelt, Persönlichkeit, Gene und vieles mehr. Resilienz wird heute definiert als die Fähigkeit, mental gesund zu bleiben, oder nach einem Trauma mental schnell wieder gesund zu werden.

Von der genetischen Konstitution hängt die Resilienz zu mindestens 30% ab. Die Umwelt der ersten Lebensjahre macht ebenfalls einen großen Anteil aus. Menschen mit frühen traumatischen Erfahrungen reagieren häufig viel sensibler auf Krisensituationen der Gegenwart als andere. Aber auch als Erwachsene haben wir noch Möglichkeiten, Anlagen und frühkindliche Traumata zu überwinden. Das heißt, wir können Resilienz beeinflussen. Wir sind nicht Spielball des Schicksals aus genetischer Anlage und frühkindlichen Erfahrungen, die wir heute nicht mehr beeinflussen können. Im Gegenteil, können wir traumatische Erlebnisse der Kindheit verarbeiten, Resilienzfaktoren stärken und uns weiterentwickeln.

Auch bedeutet Resilienz in einem Bereich nicht sofort, dass wir in allen Bereichen resilient wären. Manche Menschen sind resilient bei Krisen im beruflichen Bereich, aber nicht im privaten Umfeld. Manche einer ist resilient gegenüber Drogen, aber sensibel gegenüber Angst oder depressiven Symptomen. Auch ist Resilienz relativ. Wo andere schon Schweißperlen auf der Stirn haben, bleibe ich vielleicht ganz ruhig und umgekehrt.

Woran wir wachsen

“Was uns nicht tötet, härtet ab”, ist eine Binsenweisheit, die nicht mit der Realität übereinstimmt. Wer immer wieder hilflos Schicksalsschlägen gegenübersteht, geht daraus nicht unbedingt gestärkt hervor. Aber was kann tatsächlich helfen?

Biographiearbeit

Wir neigen dazu, den Fokus auf Negatives zu richten. Da kann es hilfreich sein, mal ganz bewusst auf Positives zu blicken. Welche Stärken habe ich? Welche Krisen habe ich in der Vergangenheit bereits bewältigt? Welche Faktoren meiner Persönlichkeit haben mir damals geholfen? Was davon kann mir auch heute helfen?

Menschen

Hilfreich sind vor allem soziale Beziehungen. Dabei ist es wichtig, jemanden zu haben, der uns zur Seite steht. Es braucht nicht kluge Worte, sondern Nähe. Ein offenes Ohr ist meist hilfreicher als gute Ratschläge.

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