Resilienz und Trauer

Susanne Schlenker stellt mit diesem Thema beim Resilienz-Online-Kongress ein wichtiges Thema vor. Sowohl das Trauern um einen nahen Angehörigen, aber auch das Trauern um den Verlust eines Projekts, der alten Abteilung oder einer Arbeitsstelle ist wichtig.

Umgang mit Trauer

Gerade in Deutschland haben wir ein gespaltenes Verhältnis zu Trauer. Nach dem zweiten Weltkrieg war es wichtig, sich nicht in Trauer zu verlieren, sondern die Ärmel hochzukrempeln. Das war damals wichtig, war eine Überlebensstrategie. Doch dadurch wurde Trauer zu einem Bereich, den wir in unserem inneren auszutragen versuchen. Es entstand eine transgenerationale “Fehlhaltung” gegenüber dem Thema Trauer. Heute ist die Situation eine ganz andere, doch unser Umgang mit Trauer hat sich dem nicht angepasst.

Sterben ist heute ein Bereich, mit dem wir nicht mehr in Berührung kommen. Menschen sterben in Hospizen, Krankenhäusern und Pflegeheimen. Der Tod wird verdrängt. Das Be-Greifen des Todes hilft zu realisieren, dass jemand tatsächlich tot ist. Häufig haben wir diese Möglichkeit nicht mehr.

Ebenso ist es innerhalb eines Unternehmens. Wir schließen ein Projekt ab. Wir begraben es. Das Projekt ist gestorben. Diese Bilder verdeutlichen schnell die Parallele zum Thema Tod. Doch statt diesem Vorgang nachzutrauern, müssen wir sofort in das nächste Projekt starten.

Folgen unterdrückter Trauer

Trauer, die nicht gelebt wird, kommt früher oder später hoch. Sie äußert sich in Symptomen im Körper. Erschöpfung, Depression oder Burnout können auf eine nicht verarbeitete Trauer hindeuten. Auch unter Wut, Scham und Schuld liegt oft Trauer. Tauchen solche Symptome auf, ist es wichtig, sich der Verlusten im eigenen Leben bewusstzuwerden. Die bewusste Auseinandersetzung damit hilft, unterdrückten Gefühle aufzuarbeiten und zu verarbeiten.

ACHTUNG: War das Unterdrücken der Trauer eine Überlebensstrategie aufgrund einer Traumatisierung, ist eine Trauerbegleitung mit großer Einfühlsamkeit notwendig, um nicht re-traumatisiert zu werden.

Die Trauer kommt irgendwann hoch. Bei unterdrückter Trauer braucht es manchmal nur noch einen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Während andere Gefühle nach vergleichsweise kurzer Zeit abflachen und verpuffen, braucht Trauer viel länger.

Gefühl Dauer
Angst 2-3 Stunden
Ärger 3-4 Stunden
Trauer 72 Stunden

Trauer – was tun?

Wollen wir uns mit unserer unterdrückten oder derzeitigen Trauer auseinandersetzen, dann gibt es verschiedene Hilfsmittel, die helfen.

Zeiträume der Trauer

Zuallererst ist es wichtig, der Trauer Raum zu geben. Sie zuzulassen ist schmerzhaft, aber meist hilfreich. In manchen Ländern ist es Sitte beim Tod eines Angehörigen ein Trauerjahr zu halten. So ein fest umsteckter Zeitraum kann eine Hilfe sein (a) zu trauern und (b) sich nicht ewig in der Trauer zu verlieren.

Erinnerungen

Es ist hilfreich, sich des Schönen zu erinnern. Besondere Eigenschaften oder Momente im Leben des Verstorbenen können wir erinnern und derer gedenken. Beim Verlust in anderen Bereichen sind es auch schöne Erinnerungen, die wir mitnehmen können in einen neuen Arbeitsbereich.

Orte der Trauer

Beim Tod eines geliebten Menschen, kann der Aufenthalt an dessen Grab, also in dessen Nähe, etwas sehr tröstliches haben. Bei einem abgeschlossenen Projekt mag dies eher ein Meeting-Raum sein, an dem wir besondere Erinnerungen knüpfen. Vielleicht aber auch – sofern etwas Gegenständliches entstanden ist – das Betrachten des fertigen Produkts.

Zeitpunkte der Trauer

Dabei ist des Todestag, der Geburtstag, der Beginn der gemeinsamen Geschichte oder auch kirchliche Festtage zum Gedenken wie der Ewigkeits- oder Totensonntag hilfreich.

Gegenstände

Manchmal können auch Lieder, die unsere Gefühle widerspiegeln, Bilder oder Gedichte, die uns besonders in unserer Situation ansprechen, oder auch Gegenstände, die an etwas Besonderes erinnern, eine wertvolle Hilfe sein.

Und neben all dem gibt es professionelle Trauerbegleiter, die uns helfen können, die Phasen der Trauer (Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, Akzeptanz) gesund zu durchleben.

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