Resilienz aus Sicht der Familientherapie

Mareike Fell versucht als Gründerin der Sinnstiftung, Sinn zu stiften für Menschen, die in einer Krise sind. Sie sieht in Resilienz eher eine Beziehungsarbeit als eine Erziehungsarbeit. Sie möchte Menschen helfen, in Krisen eigene Kräfte zu mobilisieren. Resilienz sieht sie als Ergebnis von bestimmtem Denken und Handeln.

Resilienz in der Erziehung

In der Erziehung versuchen manche Eltern, den Kindern alle Probleme wegzunehmen. Das stärkt jedoch nicht die Resilienz. Die Frustrationstoleranz bei diesen Kindern ist sehr gering. Sie lernen auch nicht ihre eigene Selbstwirksamkeit kennen. Im Gegenteil, die Eltern nehmen ihnen alles ab.

Es gibt mittlerweile Spielplätze, die nicht alle Gefahren ausblenden. Leben heißt Erfahrungen zu sammeln, sich immer wieder neu anzupassen, einzustellen und auf unkontrollierbare Elemente reagieren zu können. In der sich schnell verändernden Welt von heute ist es wichtig, sich immer wieder anzupassen, um überleben zu können. Auf besagte Spielplätzen gibt es übrigens nicht mehr, sondern im Gegenteil, weniger Unfälle. Die Kinder lernen durch den Umgang mit Gefahren, diese und sich selber besser einzuschätzen.

Bedürfnisse erfüllen

Wenn Bedürfnisse nicht erfüllt sind, neigen wir dazu, sie von anderen erfüllen zu lassen. Dadurch geben wir anderen Menschen Macht über unser Wohlbefinden. Mitunter fordert das vom Gegenüber eine Menge ab und überfordert ihn. In der Bedürfnispyramide sollten wir selber oben stehen, erst dann der Partner / die Partnerin und danach die Kinder – gerade auch in der Verantwortung für das eigene Wohlbefinden. Bevor wir in einer Beziehung waren, waren wir alle für uns und haben genau gewusst, wie wir gut für uns sorgen konnten. Es ist sehr wichtig, sich möglichst viel davon zu bewahren. Denn nur dann sind wir selbstbestimmt und  nicht fremdbestimmt. Wir übernehmen Verantwortung für unser eigenes Wohlbefinden und erleben unsere Selbstwirksamkeit.

Krise oder Situation?

Eine Situation ist nur dann eine Krise, wenn wir nicht wissen, wie wir sie gestalten und so formen, dass sie uns gefällt. Wenn wir diesen Punkt erreicht haben, kommt wieder Ruhe rein. Als Eltern ist es beispielsweise wichtig, Leichtigkeit reinzubringen. Nicht das ganze Leben zu regulieren sondern auch mal Fünfe gerade sein lassen. Einfach mal Dinge tun, die einfach nur verrückt sind und Spaß machen.

Wer nur noch auf seinen Kopf hört, wird krank. Wir brauchen Ich-Zeit, wir brauchen in jedem Tag Leichtigkeit. Das ist Selbstfürsorge. Unsere Seele führt immer, man kann das Leben nicht über den Kopf regulieren. Es ist wirklich wichtig zu gucken, wer bin ich, was brauch ich. Wir müssen immer gucken, wo ist mein altes Leben und was kann ich aus dem alten Leben in mein neues retten und das ganze selbst gestalten, so wie es mir selber passt. Nur dann kommen wir raus aus der Krise.

Blick nach innen

Es ist sinnvoll, die verschiedenen Anteile in uns in der Krise / im Wandel zu befragen:

  • Die Angst sagt: Nein, ich werd das nicht schaffen, ich werde daran scheitern.
  • Der Trotz sagt: Ja, ich mach’s halt trotzdem.
  • Die Egal-Kompetenz sagt: Ja, ist mir doch egal. Dann mach ich halt was anderes, wenn’s knallt.
  • Das Vertrauen sagt: Wir haben schon viele Krisen überwunden. Das schaffen wir schon.

Neue Wege wagen

Wo alte Lösungen nicht mehr taugen, ist es wichtig, neue Wege zu wagen. Doch die Seele gibt altes Verhalten, altes Denken nicht her, solange sie nicht weiß, dass das Neue ist besser. Da müssen wir uns selbst hinlotsen und hintrauen. Je öfter wir etwas gewagt haben, desto leichter wird das.

Tipps für den Alltag

Hier noch einige kleine Praktiken, die im Alltag weiter helfen können:

  • Dinge einfach mal anders machen. Das schult uns in der Schwingungsfähigkeit von Verkrampfung in die innere Erlaubnis.
  • Die Kinder wirklich sein zu lassen. Ins Vertrauen zu gehen. Begleitung statt Hilfe
  • Selber gutes Vorbild sein.

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