Die üblichen Reaktionen auf Trauma sind Kampf, Flucht oder Erstarrung. Schauen wir uns die mal mit Blick auf den Körper genauer an.
Kampf oder Flucht
Reagiert man mit Kampf oder Flucht auf eine Extremsituation, dann schießen Herzfrequenz, Atmung und Stoffwechsel in die Höhe, die Außenwelt wird genauestens auf Bedrohungen gescannt und Körperfunktionen, die für das Überleben nicht notwendig sind, werden heruntergefahren. In einer solchen Situation sind wir wortwörtlich fixiert auf die Gefahr, alles von außen kommende nehmen wir als Bedrohung wahr. Entsprechend extrem fallen unsere Reaktionen in einer solchen Situation aus.
Schwierig wird es, wenn unsere augenblickliche Situation uns einfach nur triggert. Das heißt, die aktuelle Situation enthält einen Auslöser, der an eine Extrem-Situation erinnert und entsprechende Reaktionen hervorruft. Dann ist es wichtig, Übungen zu haben, die einen wieder auf Normalmaß herunterbringen. Solche Übungen werden weiter unten geschildert.
Erstarrung
Ebenso wie Kampf oder Flucht ist auch die Erstarrung eine unwillkürliche Reaktion. Wir sind wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange nicht mehr in der Lage, uns zu rühren. Unser Gehirn möchte uns auf diese Weise vor der wahrgenommenen Bedrohung schützen. Ganz anders als bei Kampf und Flucht wird bei Erstarrung keine Überreaktion sondern die Unfähigkeit, überhaupt zu reagieren ausgelöst. Meist fällt man aus Angst oder Panik in eine Erstarrung.
Wir werden Handlungsunfähig und ziehen uns in unser Schneckenhaus zurück. Auch das wird körperlich sichtbar und spürbar. Eine gekrümmte Wirbelsäule resultiert aus einer dauerhaft gebückten Hab-Acht-Stellung. In der Erstarrung sind wir nicht mehr in der Lage, unsere Umgebung wahrzunehmen. Im Schneckenhaus gibt es kein außen. Daher auch hierfür einige Übungen.
Übungen
Es ist egal, ob eine Überreaktion oder eine Erstarrung vorliegt. Körperliche Extrem-Reaktionen gehören in Extrem-Situationen. Wenn nicht gerade ein Löwe hinter mir her ist, ich angegriffen werde oder das Haus über mir zusammenstürzt, verhindern Extrem-Reaktionen eine sinnvolle Auseinandersetzung mit der Situation. Daher ist es wichtig. sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Hier einige Übungen, die uns helfen können, eigene Extremreaktionen oder die Schutzbefohlener zu überwinden.
1. Der Stand
Der Körper ist das Langzeitgedächtnis der Seele. Wer immer von außen gedeckelt wurde hat später eine krumme Haltung. Wer immer auf Abwehr sein musste, tritt entsprechend forsch auf. Auch in Situationen, in denen das nicht angemessen ist. Daher ist es wichtig, Anspannung ebenso wie Entspannung einzuüben, Und das beginnt mit dem Stand. Wer angreift (Kampf und Flucht) setzt häufig einen Fuß vor den anderen. Wer erstarrt, geht eher einen Schritt zurück.
Der feste Stand:
- stelle beide Beine auf die gleiche Höhe
- wippe entspannt leicht mit den Knien
- strecke deine Arme erst hoch wie beim Räkeln und stemme sie dann in die Seiten
- atme dreimal tief ein und aus
Wer so steht, merkt schnell, dass die Situation nicht völlig ausweglos ist. Der Blick nach vorne ermöglicht wortwörtlich eine neue Perspektive.
2. Die Nase
Eine Situation stinkt uns. Wir können jemanden nicht riechen. Oder wir haben die Nase voll. All diese Sprichwörter zeigen uns, welche Rolle unsere Nase für unsere Gefühle spielt.
Die freie Nase:
- atme tief ein
- schnäuze die Nase
- nimm bewusst einen guten Duft wahr (vielleicht den einer Blume oder eines leckeren Parfums)
Tiefes Einatmen befreit. Das Schnäuzen aktiviert zudem bestimmte Muskeln im Gesicht und damit die Großhirnrinde. Ein guter Duft ist “dufte”. Dann geht es uns gleich besser.
Literatur
Croos-Müller, C. (2021). Nur Mut! Das kleine Überlebensbuch. Soforthilfe bei Herzklopfen, Angst, Panik & Co. München: Kösel.
Yoder, C. (2022). Heilsam mit traumatischen Erlebnissen umgehen. Wege zu Resilienz, Frieden und Versöhnung. Cuxhaven: Neufeld.