Digitale Resilienz – ein Überblick

Ein erster Überblick über das Thema digitale Resilienz soll hier zunächst Klarheit verschaffen über den Begriff, die damit verknüpften Themenfelder und dann den Begriff eingrenzen auf den Bereich, der für die Jugendhilfe relevant ist.

Begriffsklärung

Der Begriff digitale Resilienz vereint zwei Wörter “digital” und “Resilienz”, die hier zunächst einzeln geklärt werden. 

Digital bezieht sich ursprünglich auf das englische Wort “digit”, das Ziffer heißt. Digital bedeutet also eigentlich “in Zahlen ausgedrückt”. Dieser Begriff hat schon sehr früh eine Verknüpfung zu den Nullen und Einsen des Computers gefunden. Hier wird dann wirklich alles in Zahlen ausgedrückt. Jedem Pixel auf dem Bildschirm wird eine Zahl zugewiesen, je nach Farbe, die hier gezeigt wird. Jeder Taste wird eine Zahl zugewiesen, je nachdem, welches Zeichen damit verknüpft wird. Jede gespeicherte Datei, egal ob Text-, Bild-, oder ausführbare Datei, wird in Nullen und Einsen ausgedrückt. Noch digitaler als im Feld der Computer geht es also tatsächlich nicht.

Nun zum zweiten Begriff: Resilienz. Wir haben in diesem Blog die Resilienz als die Widerstandsfähigkeit der Seele kennengelernt. Doch dies ist eine Einschränkung. Resilienz ist ein Begriff der ursprünglich aus der Materialkunde stammt. Er bezeichnet die Fähigkeit eines Materials, nach Krafteinwirkung von außen wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehren zu können. Im Bereich der Materialien ist Schaumstoff beispielsweise ein sehr resilientes Material. Nachdem ich einen Schwamm zusammengedrückt hatte, dehnt er sich schnell wieder in seine ursprüngliche Form hinein aus. Bei festen Materialien wie Metall oder Stein sieht dies ganz anders aus. Der Begriff der Resilienz wird heute häufig auf größere Systeme übertragen. Da kann man lesen von der Resilienz einer Stadt, der Resilienz eines Unternehmens oder der Resilienz eines Staats. Es geht dabei um die Krisenfestigkeit des einen oder anderen Systems. Auch bei resilienten Menschen liegt der Blickpunkt auf dem Umgang mit Krisen. Die Resilienz bezeichnet dabei die Widerstandsfähigkeit gegenüber Kräfteeinwirkungen von außen / Krisen. Ein resilientes System reagiert auf Krisen so flexibel, dass seine “Funktionsfähigkeit” nicht dauerhaft beeinträchtigt wird. Dabei durchlaufen Systeme Veränderungen, wenn sie durch Krisen gegangen sind. Menschen gehen daraus gestärkt hervor, Städte verändern sich von Industriestädten zu grünen Städten, usw. 

Vereint man beide Begriffe, so kommt man zur digitalen Resilienz. Was man hierunter versteht, wird im folgenden Abschnitt geklärt.

Themenfelder der digitalen Resilienz

Digitale Resilienz untergliedert sich in verschiedene Themenfelder. Je nachdem, ob es einzelne Menschen, Unternehmen, Städte oder Staaten betrifft.

persönliches Leben

Das Thema Digitalisierung betrifft uns alle. In immer mehr Bereichen des täglichen Lebens drängt das Internet sich in den Vordergrund. Als Beispiel sei hier nur einmal das Online-Banking genannt, das das Banking am Schalter Stück für Stück ersetzt hat. Mittlerweile überlegen einzelne Banken, sich komplett aus dem Bargeldverkehr zurückzuziehen. Solche Veränderungen fallen Menschen mal leichter und mal schwerer. Sie setzen eine gewisse Resilienz voraus. Eine digitale Resilienz.

Zudem gibt es Bereiche des täglichen Lebens, in denen Menschen sich immer mehr von digitalen Medien prägen lassen. So ersetzen Online-Freunde und Influencer zumindest teilweise die Menschen vor Ort. Doch die Online-Welt ist teilweise eine Fake-Welt. Hier werden Tatsachen ebenso geschönt wie die Profilfotos. Auch um damit umzugehen benötigen wir digitale Resilienz.

Im Internet herrscht eine enorme Informationsflut. Verschiedene Apps buhlen miteinander um unsere Aufmerksamkeit und ein Ping jagt das nächste. Auch in diesem Bereich ist es wichtig, eine digitale Resilienz zu entwickeln.

öffentliches Leben

Wenn wir einen Termin im Amt oder beim Arzt machen möchten, geschieht dies heute schon zum größten Teil mittels einer App oder des Internets. Der Staat, jede Stadt, jede Behörde und fast jedes Unternehmen hat heute eine Internetpräsenz. Wer keine hat, wird von vielen Menschen einfach nicht mehr wahrgenommen. Bewertungsportale geben den Kunden heutzutage große Macht. Digitale Fahrkarten sind ebenso beliebt wie die Möglichkeit mit dem Mobilphone zu bezahlen. All diese für uns sichtbaren Veränderungen im öffentlichen Leben sind nur die Spitze des Eisbergs. Digitale Resilienz wird hier definiert als “Fähigkeit, sich mittels Digitalisierung bestmöglich gegen unvorhergesehene Krisen und externe Einflüsse zu immunisieren.” Digitale Resilienz statt Digitale Disruption – Cloudflight

Zahlen, Daten, auch solche vertraulicher Natur, werden heutzutage auf Computern gespeichert und / oder in die eine oder andere Cloud hochgeladen. Dadurch entsteht eine Verfügbarkeit, die für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, für Kunden und Händler, teilweise aber auch für Staaten (#Überwachung) und Kriminelle (#Hacking) “großartig” ist.

Auch hier braucht es digitale Resilienz im Sinne von Widerstandsfähigkeit gegen Malware, Stromausfälle und den an der Börse gefürchteten “schwarzen Schwan”. Das ist “ein plötzliches Ereignis, das unerwartet eintritt und enorme Folgen für den Finanzmarkt hat” (Schwarzer Schwan (Börse): Das ist damit gemeint | FOCUS.de). Durch die globale Vernetzung haben Dinge Einfluss auf unser Leben, die früher weit weg erschienen. 

Digitale Resilienz in der Jugendhilfe

Auch in der Jugendhilfe ist heut vieles digitalisiert. Auch hier ist in allen Bereichen eine Form der digitalen Resilienz gefordert. Hier werden die Themen zunächst nur genannt. In den kommenden Wochen werden sie nacheinander “abgearbeitet”. Das heißt, es wird Blogbeiträge zu den einzelnen Bereichen geben, in denen Probleme angesprochen und Tipps für deren Bewältigung gegeben werden.

In der Verwaltung als auch in den Gruppen werden Daten digitalisiert. Vieles wird in den Computer eingegeben und kann daraus abgelesen werden. Hier tauchen folgende Fragen auf: Wer hat Zugriff auf welche Daten? Auf welchen Wegen dürfen Daten weitergegeben werden? Wie werden Daten vor Hackern geschützt? Welche Daten darf ich an Dritte weitergeben und welche nicht? Plötzlich sind Erzieher mit Fragen der Datensicherheit konfrontiert. Ein Bereich, der in der Ausbildung – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle spielte. Hier kommt man schnell an seine Grenzen / in eine kleine Krise.

Die Anbindung an das schnelle Internet ist auch für Kinder und Jugendliche in Jugendhilfeeinrichtungen von großer Bedeutung. Ohne sie sind sie gesellschaftlich abgehängt. Aber welche Risiken birgt das Internet? Wer kontrolliert, was die Kinder und Jugendlichen dort sehen? Und wie geben ich ihnen Anleitung, welche Informationen über sich sie besser nicht weitergeben? Welche Möglichkeiten gibt es, die Sinnesüberflutung einzugrenzen?

Das vorhergehende Thema überschneidet sich mit dem Thema der digitalen Teilhabe. Wenn digitale Endgeräte angeschafft werden, welche Geräte sind denn aktuell / auf dem neuesten Stand? Wie kann man die finanzieren? Welche Geräte sollten in Gruppen (KiTa-, Heim-, oder Verselbständigungsgruppen) bereitgestellt werden? Wie sollten diese eingerichtet werden? Wer gibt bei technischen und wer bei medienpädagogischen Fragen Rat?

Kinder und Jugendliche gehen meist selbstverständlicher mit digitalen Medien um als ihre Betreuer*innen. Wie kann sichergestellt werden, dass Mitarbeitende noch den Überblick behalten? Auf welche Datenschutzrichtlinien sollten auch die Kinder und Jugendlichen verpflichtet werden? Welche Möglichkeiten gibt es, Kindern und Jugendlichen einen bewussteren Umgang mit den Medien zu vermitteln?

Dies ist sicher nur ein Auszug der anstehenden Fragestellungen. Fallen Ihnen noch weitere Themen / Fragen ein, die in den Bereich der digitalen Resilienz fallen? Dann schreiben Sie unten bitte einen Kommentar. Wir werden auch diese Themen gerne in den Blog einbeziehen.

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