„Resilienz ist wichtig!“ Für das Individuum ebenso wie für die gesamte Organisation. So das einhellige Fazit am Ende der Online-Fachtagung „Schatzkiste Resilienz – gestärkt von Anfang an“, eine Kooperation des Berufskollegs Bleibergquelle mit dem Geschäftsbereich Erziehung und Bildung der Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung.
Mehr als 200 Teilnehmer*innen – Studierende und Dozent*innen des Berufskollegs, Mitarbeiter*innen der Graf Recke Stiftung sowie Erzieher*innen und Fachkräfte aus anderen Einrichtungen – haben sich bei dem Online-Fachtag am 9. März 2021 mit der Frage auseinandergesetzt, wie es gelingen kann, die Resilienz des Einzelnen und der Organisation zu stärken. Vorlage hierfür waren u.a. die Erfahrungen im Geschäftsbereich Erziehung und Bildung in der Graf Recke Stiftung.
Michael Mertens, Leiter des Geschäftsbereichs, hatte sich 2019 mit seinen Mitarbeiter*innen im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprozesses auf den Weg gemacht, das Thema Resilienz in der gesamten Einrichtung zu verankern: Vom einzelnen Mitarbeiter über die zu Betreuenden bis hin zu den Führungskräften. Ziel war und ist es, so Mertens, die „eigenen Leute besser zu erreichen und positiv zu ihrer Arbeitszufriedenheit beizutragen“. Parallel wurde in der Einrichtung der religions- und kultursensible Ansatz nach dem Modell des „Rauhen Hauses“ in Hamburg mit eingeführt. „Auf Schatzsuche gehen nach dem, was Kraft gibt“, beschrieb Pfarrer Dietmar Redeker diesen Ansatz beim Fachtag. Der Glaube, welcher Art auch immer, als Kraftquelle und somit auch als Resilienzfaktor.
Noch befindet sich das Resilienz-Projekt im Geschäftsbereich Erziehung und Bildung in der Erprobungsphase. Der Fachtag in Kooperation mit dem Berufskolleg Bleibergquelle war als Zwischenstopp gedacht, um mit Mitarbeiter*innen aus dem eigenen Haus und Externen den bisherigen Weg zu reflektieren und Impulse für den weiteren Prozess zu erhalten.
Dr. Ludwig Wenzel, Schulleiter des Berufskollegs Bleibergquelle, betonte gleich zu Beginn, wie wichtig ihm der Fachtag sei: „Für uns als Ausbildungsstätte ist dieser Austausch etwas Besonderes. Denn gewöhnlich legt eine Jugendhilfeeinrichtung ihren internen Entwicklungsprozesse nicht so offen.“ Bei dieser Kooperation können alle voneinander und miteinander viel lernen, so Wenzel.
Unterstützt wurde die Graf Recke Stiftung während des Organisationsentwicklungsprozesses von der Firma Synchronize Consult. Deren Berater waren beim Fachtag ebenfalls anwesend.
Gleich zu Beginn wurde in einer Umfrage klar: Für die meisten Teilnehmenden war Resilienz an sich kein neues Thema. Doch viele wünschten sich mehr Informationen, was sie konkret bedeutet und was sie leisten kann. Diese Infos bekamen sie in einem spannenden Vortrag von Resilienzfachmann und Berater Bastian Bretthauer.
„Resilienz bezeichnet die inneren Kräfte, die es ermöglichen, Krisen und Schwierigkeiten zu überwinden und sogar gestärkt daraus hervorzugehen“, so Bretthauer. Resilienz sei das Immunsystem der Seele. Es gehe dabei nicht immer darum, stark zu sein, sondern auch bei schwierigen Situationen nach Hilfe zu fragen, Hilfe anzubieten und lernoffen zu bleiben. Im Team oder in der Organisation sei psychologische Sicherheit ein Schlüsselfaktor der Resilienz. Sie zeige sich z.B. in einer vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre, in der sich alle offen äußern können. „Fehler sind dabei erlaubt, sollten aber richtig aufgearbeitet werden“, so Bretthauer. Das stärke die Resilienz.
Bernd Fechler von Synchronize Conslut erläuterte, wie er mit den Mitarbeiter*innen im Geschäftsbereich Erziehung und Bildung Ideen und Konzept entwickelt habe, die einzelnen Resilienzfaktoren sowie den religions- und kultursensiblen in die Praxis zu bringen. Die Erkenntnis daraus: An guten Ideen mangelte es in der Einrichtung nicht, wohl aber an der Umsetzung. Ein wichtiger Anknüpfungspunkt in dem Prozess.
In vier Arbeitsgruppen schilderten die Mitarbeiter*innen der Graf Recke Stiftung dann ihre Sicht, welche Erfahrungen und Erkenntnisse sie in dem Prozess gesammelt haben. Noch dazu unter Corona-Bedingungen.
Anke Bruns leitete das sechsstündige Meeting sehr abwechslungsreich. Immer wieder wurden die Teilnehmer aktiviert und konnten sich in das Meeting einbringen. Den Teilnehmer*innen war auch der persönliche Austausch in verschiedenen Beakoutsessions wichtig. Nach dem Austausch in der Gruppenphase stellte Moderatorin Anke Bruns die Frage ins Plenum: „Wo sehen Sie den größten Mehrwert, wenn Resilienz Teil der Organisations- und Führungskultur wird? Die meisten sahen ihn im Bereich Gesundheit, Zufriedenheit und Motivation. Studentin Michelle Vogel erklärte, ihr sei nochmal klar geworden, wie wichtig es sei, am Thema Resilienz zu arbeiten, für die Einrichtung und auch für sich selbst. Sabine Blitz, Führungskraft im Geschäftsbereich Erziehung und Bildung fühlte sich durch das Feedback der Fachtagsteilnehmer*innen bestätigt: „Das motiviert mich dranzubleiben.“
Schulleiter Ludwig Wenzel möchte „das Thema unbedingt weiterführen.“ Unter anderem mit einer neuen Webseite zum Thema Resilienz www.bbq-aktuell.de. Auf der Seite können sich Interessierte in Kürze Videos und Präsentationen vom Fachtag anschauen, Fachtexte und Medienberichte zum Thema Resilienz finden und sich mit anderen austauschen. Die Bleibergquelle möchte über die Webseite ein Netzwerk u.a. mit anderen Jugendhilfeträgern aufbauen, um gemeinsam am Thema Resilienz weiterzuarbeiten.